mein hvv switch Punkt
Lesedauer 3 Min.In der Paul-Roosen-Straße mit Marcus Schild
Jeder hvv switch Punkt ist eine Geschichte für sich - und eine Einladung, ein Zeichen zu setzen. Mehr als 180 hvv switch Punkte in Hamburg bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, von A nach B zu kommen. Wir stellen euch spannende Menschen aus Hamburg vor - auf ihren Wegen durch die Stadt. Diesmal treffen wir Marcus Schild, Betreiber der Affenfaust Galerie.
Kunst in einer ehemaligen Supermarkt-Filiale: Wo früher Aldi Milch und Nudeln verkauft hat, gibt es auf St. Pauli heute auf 1000 m2 Urbanart und zeitgenössische Kunst – in der Affenfaust Galerie. Die Skulptur eines roten Superman-Umhangs von Martin Schneider zum Beispiel. Oder das übergroße Gemälde einer VHS-Kassette von Johan Schäfer.
Der Ort ist nicht nur wegen seiner Location und Exponate besonders: Alle Kunstwerke sind mit Preisschildern versehen und können auch im Onlineshop gekauft werden. Das soll Kunst unter anderem nahbarer machen, sagen die zwei Macher der Galerie.
Einer der beiden ist Marcus Schild. Studiert hat er eigentlich mal Design, 2012 eröffnete er mit Frederik Schäfer Affenfaust und zeigt dort Werke von Künstler*innen aus der ganzen Welt: von Hamburg bis Brasilia.
Affenfaust steht übrigens für einen Knoten aus der Schifffahrt, der die Vernetzung von Kultur und Kunst symbolisieren soll. Als Illustration schmückt er das Logo der Galerie. Wir haben Marcus am hvv switch Punkt Paul-Roosen-Straße getroffen, der direkt an der Galerie liegt.
Die Frage, warum du diesen Punkt gewählt hast, fällt dieses Mal wohl flach…wie oft nutzt du die Autos oder Parkplätze hier?
Grundsätzlich bin ich eher Fußgänger oder fahre mit dem Rad. Aber wenn ich Bilder oder Skulpturen transportieren muss, brauche ich ein Auto und das steht dann direkt vor der Tür bereit – sehr praktisch. Wenn wir ein Kunstwerk verkauft haben, gehe ich zum hvv switch Punkt, lade es in den Kofferraum und fahre es zu*r Kund*in.
Ist da schon mal was schiefgegangen?
In diesem Kontext nicht, zum Glück. Aber eine Panne mit Carsharing hatte ich mal in Berlin: da habe ich vor ein paar Jahren abends mein Handy in einem Auto vergessen, was mir jedoch erst am nächsten Tag auffiel. In der Zentrale haben sie mir gesagt, welches Auto es war – heute geht sowas nicht mehr, glaube ich – und so konnte ich auf dem Radar in der App sehen, wo mein Handy gerade langfährt. Einen halben Tag habe ich diesen Mini-Cooper verfolgt. Am Ende des Tages war das Handy noch im Auto. Glück gehabt.
Ihr führt diese Galerie seit 2012. Galerist sein - war das immer dein Berufswunsch?
Nein, aber es ist heute mein absoluter Traumjob. Ich arbeite nur mit guten Menschen zusammen, die tun, wofür sie brennen. Viel mit Menschen aus Hamburg, aber auch aus der ganzen Welt. Das macht unglaublich Spaß.
Kommst du aus Hamburg?
Ursprünglich nicht. Ich bin in Neuss geboren, als Kind viel umgezogen. Zuletzt habe ich in Bremervörde gelebt und bin dann zum Zivildienst in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf hierhergezogen. Ich bin geblieben, um zu studieren, und dann kam die Galerie.
Wie war das Ankommen in Hamburg?
Ich kam mit dem Regionalzug Metronom aus Bremervörde am Hauptbahnhof an. Als ich herzog, habe ich erst in einem möblierten Zimmer gewohnt. War also nix mit großem Umzugswagen. Und den Metronom kannte ich schon gut: Bevor ich nach Hamburg gezogen bin, bin ich immer mit Freunden zum Feiern mit der Bahn nach Hamburg gefahren. In den Grünen Jäger, damals noch Indie-Location, oder das Ahoi. Und in die Schanze, natürlich. Nach dieser Fahrt zum Zivildienst bin ich dann geblieben. Und ich finde es bis heute superschön hier.
Du hast schon gesagt. Meistens bist du zu Fuß unterwegs. Wie stehst du zu E-Scootern?
Die habe ich am Anfang mal benutzt, um das auszutesten. Aber dann nie wieder: ich habe ein bisschen Angst vor den Dingern, um ehrlich zu sein.
Warum?
Sie sind mir zu schnell.
Gibt es eine U-Bahn oder Buslinie, die in deiner Zeit in Hamburg eine große Rolle gespielt hat?
Was mich beim hvv am meisten geprägt hat, ist die U3. Ich habe an der HFBK studiert und damals an der Reeperbahn gewohnt. Mein Arbeitsweg ging also von der Reeperbahn über die Landungsbrücken bis Mundsburg. In der Bahn habe ich immer meinen Uni-Stuff vorbereitet. Für mich ist es die schönste Strecke, die man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann: Man fährt erhöht, hat Sonne. Ich fahre ja generell wenig U-Bahn, aber wenn es die Möglichkeit gibt, U3 zu fahren, dann bin ich immer gerne dabei.
Hast du einen Lieblingsort in Hamburg?
Ich versuche so oft und so viel wie möglich an der Elbe zu sein.
Wo genau?
Eigentlich ist die Elbe überall toll. Wenn ich einen Ort wählen muss, nehme ich das Falkensteiner Ufer, wo auch der Campingplatz mit dem Café Lüküs ist. Während der Corona-Zeit habe ich viel Zeit dort verbracht und auch dort gearbeitet. Sehr entspannt.
Kommen wir zur Kunst: Was läuft in der Affenfaust Galerie?
Wir zeigen das Leipziger Künstlerduo Doppeldenk auf der großen Fläche und Alberto Lamback in der kleinen, hinteren Galerie Paul-Roosen-Contemporary. Alberto ist ein Künstler aus Brasilien, den wir schon zum zweiten Mal zeigen. Im Mai kommt dann das Streetart-Kollektiv Mentalgassi auf der großen Fläche und Ronan Dillon aus Irland auf der kleineren. Er arbeitet mit Sprühfarbe, die sonst von irischen Bauern verwendet wird, um Schafe zu markieren.
Und gibt es neben euren Ausstellungen aktuell eine Ausstellung in Hamburg, die du empfehlen würdest?
Was ich abgesehen von uns immer jedem empfehle, ist die Galerie Feinkunst Krüger. Die schätze ich sehr. Ralf Krüger ist ein super Galerist und ich mag seine Ausstellung echt gerne. Sein Programm hat Überschneidungen mit unserem und ist gleichzeitig komplett anders. Aktuell zeigt er zwei Künstler*innen, die tolle Sachen machen: Bilder von ATAK aus Berlin und Skulpturen von Sarah Pschorn. Und darüber hinaus… Ich weiß nicht, ob man das noch erwähnen muss – aber wer sie noch nicht auf dem Schirm hat: die Caspar David Friedrich-Ausstellung.